Elias Hirschl (*1994) ist Autor, Musiker, Poetry Slammer und "Der einzige Dorfbewohner mit Telefonanschluss" ist sein Roman-Debüt. Der Held der Geschichte heißt Simon Gruber, ist Autor, lebt am Land und soll einen Roman über die Dorfgemeinschaft schreiben. Aber das ist natürlich alles nicht so einfach und stimmt so auch einfach nicht, denn hier wird alles in Frage gestellt, selbst die Existenz des Helden. Vielleicht sorgen die folgenden Fragen für mehr Verwirrung, Erleuchtung oder dafür, dass die Neugierde auf dieses ganz und gar eigenartige Buch geweckt wird. Die Rezension finden hier. Die Leseempfehlung da wie dort.
DUM: Gratulation zum Roman! Du schreibst, slammst, studierst, musizierst. Wie vermittelst du deinem Körper das Gefühl produktiv zu sein?
Definitiv durch Kaffeekonsum! Ein bisschen auch durch das Schreiben, wobei es eher so herum abläuft, dass ich mich, kaum, dass ich irgendetwas fertig geschrieben habe, fürchterlich unproduktiv fühle, und deshalb gleich wieder anfange etwas zu schreiben. Und wenn ich gerade mal eine Kaffeepause einlege, schreibe ich Liedtexte, weil man sich dabei nicht so stark konzentrieren muss.
DUM: Und wie und wann schreibt der amtierende Ö-Slam-Champ Poetry Slam Texte?
Slamtexte entstehen immer schubweise, je nachdem ob ich grad Zeit hab oder nicht. Dann gibt es zwei Hauptarten: Die Texte die aus monatelang gesammelten Zitaten zusammengestückelt werden, und die, die relativ spontan aus einer einzigen Idee entstehen. Die zweiteren mag ich lieber, weil die auch meistens eine konsistentere Geschichte haben, aber die ersteren sind einfacher zu schreiben und kommen meistens sogar besser an. Manchmal kommt aber auch 1-2 Monate gar nix. Dann muss man halt warten, und irgendwann hat sich dann wieder so viel aufgestaut, dass es einfach raus muss. Geschrieben wird dann unter Kaffeeeinfluss zuhause, im Café oder auf Zugfahrten.
DUM: Apropos Zugfahrten: Knopfdruck-, Wink- oder Schwingtüren?
Schwingtüren! Und überhaupt alles was einem nicht ungefragt durch verkomplizierende Maßnahmen das Leben vereinfachen will!
DUM: Wann hast du "Per Anhalter durch die Galaxis" zum ersten Mal und wie oft insgesamt gelesen?
Per Anhalter durch die Galaxis (also vor allem den ersten Teil) hab ich glaub ich mit 14 das erste Mal und anschließend sicher um die 5 Mal gelesen, wobei zweimal davon auf Englisch. Die Folgeteile dann jeweils nur 1-2 Mal. Und einmal hab ich in einem Buchladen eine kleine rote Reclam-Fassung vom ersten Teil mit den Worten "Don't Panic" am Cover gesehen, und sofort gekauft, obwohl ich schon eine andere Ausgabe zuhause hatte. Ich liebe Douglas Adams einfach sehr dafür, dass er so wahnsinnig gute Ideen hat, sich aber selbst und seine Arbeit dabei irgendwie gar nicht so ernst nimmt. Das ist einfach eine wunderbare Punk-Attitüde. Ich hab mich auch sehr gefreut, als ich erfahren hab, dass er offenbar die Idee zu dem Buch hatte, als er von Gösser betrunken in einem Feld in Innsbruck lag. Da kommt mir Österreich plötzlich gar nicht mehr so trist und sinnlos vor.
DUM: Welche pädagogische Foltermethode aus Schulzeiten hat dich am nachhaltigsten geprägt?
Die Deutschschularbeit. Hauptsächlich dadurch, dass ich meine erste Arbeit im Gymnasium mit den Worten "Fortsetzung folgt ..." beendete, und meine Deutschlehrerin mir daraufhin bei der zweiten Schularbeit erlaubte, die Geschichte einfach weiterzuschreiben. Das führte jedoch dazu, dass ich das immer weiter ausgereizt habe und immer knapp am Rand eines 5ers wegen Themenverfehlung war.
DUM: Karl Valentin oder Kurt Schwitters?
Definiv Kurt Schwitters, aber auch nur, weil ich mich mit Karl Valentin gar nicht so viel beschäftigt habe. Ein guter Freund hat mir mit 16 einen Gedichtband von Kurt Schwitters gezeigt, und daraufhin sind mir alle möglichen Anna Blume-Gedichte aufgefallen, zum Beispiel auch als Graffitis an Autobahnbrücken oder Zugstrecken. Man muss schon was drauf haben, um mit Lyrik so einen Einfluss zu haben.
DUM: Gänsefüßchen oder Hühneraugen?
Gänsefüßchen kann man glaub ich in der Kunst kreativer einsetzen als Hühneraugen. Jedenfalls sieht man das öfter. Vielleicht kann man aber auch mit Hühneraugen so einiges aufführen, wer weiß?
DUM: Lieblingsadjektiv mit 77 Buchstaben?
Da es "supercalifragilisticexpialigetisch" nur auf läppische 35 Buchstaben bringt, und ich mir nicht einmal sicher bin ob es überhaupt ein Adjektiv ist, und das Wort "konservativxenophobpatriachalfaschistoidopportunistischreaktionärphiliströs" aus meinem Roman nur 75 Buchstaben hat und absolut nicht meinen Ansichten entspricht, entscheide ich mich für das exakte Gegenteil von letzterem und hoffe, dass es 77 Buchstaben hat.
DUM: Top 5 der gefährlichsten Gemüse?
Platz 5: die Avocado: Ewig unreif, und wenn man sie dann bräuchte ist sie bereits matschig.
Platz 4: Ohne Kommentar: Sprossenkohl.
Platz 3: Die Killertomaten aus "Angriff der Killertomaten".
Platz 2: Die Killertomaten aus "Die Rückkehr der Killertomaten".
Platz 1: Die Killertomaten aus "Die Killertomaten schlagen zurück".
DUM: Top 5 der harmlosesten Tiere?
Platz 5: Der Zwerghamster (wenn überhaupt bringt er nur sich selbst in Lebensgefahr. Er kann aber zumindest ein bisschen beißen, daher nur Platz 5.)
Platz 4: Der Goldfisch (er macht im Grunde nichts, kann aber gruselig dreinschauen, was einen verunsichern kann.)
Platz 3: Das Monster von Loch Ness (da es vermutlich nicht existiert).
Platz 2: Der große weiße Hai (genau wie das Monster von Loch Ness habe ich ihn noch nie real gesehen, und daher glaube ich auch nicht an ihn.)
Platz 1: Der Tyrannosaurus Rex (ist ausgestorben).
DUM: Dein Bezug zum Jahr 1983?
Damals gab es meines Wissens nach noch kein Internet, weswegen man sich die Zeit anderweitig vertreiben musste, etwa indem man nach seiner Post sah, oder wahnsinnig wurde und sich einweisen ließ.
DUM: Interessantester erhaltener Adlerbrief?
Definitiv die Anzeige wegen gefährlicher Drohung gegen H.C. Strache, die jetzt über meinem Bett hängt, und auf die ich nach wie vor stolz bin, weil dort schwarz auf weiß vermerkt ist, dass ich ihn in Furcht und Unruhe versetzt habe - unabsichtlich, wie ich hinzufügen möchte, aber das würde jetzt zu weit führen.
DUM: Und zum Abschluss dein Lieblingssuperheld?
Der hauptdarstellende Autoreifen aus Rubber, weil man seinen Frust und seinen Wunsch menschliche Köpfe explodieren zu lassen sehr schön nachvollziehen kann. Außerdem ist er halt ein Autoreifen.
DUM: Das rollt und reicht und vielen Dank und weiterhin viel Erfolg und so!
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