DUM NR. 62

THEMA: VERHUNZT
Mit: Der Nino aus Wien - Interview * Christian Jäger * Christine Teichmann * Christian Schreibmüller * Christine Tippelreiter * Roland Bärwinkel * Josefa Mayer-Proidl * Konny Rumpl * Thomas Arzt * Wolfgang Glechner * Martina Mauser-Krenn * Rudolf Kraus * Harald Jöllinger * Herbert F. Witzel * Peter Mitmasser * Dieter Berdel * Günther "Tschif" Windisch * Annemarie Regensburger * Birgit Rietzler * Birgitta Buchner * Paula Resch * Susanne Weigersdorfer * Johannes Witek * Manfred Schrempf * Steve Kußin * Alfred Zoppelt * Philipp Hager * Gerhard Appelshäuser * Sabine Eva Rädisch * Der Wortvertreter

Rezensionen: Elisabeth R. Hager - Kometen * Leif Randt - Schimmernder Dunst über Coby County * Sarah Bosetti - Wenn ich eine Frau wäre

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DUM-Interview: "Fräulein Gustl und Alice im Wunderland" mit dem Nino aus Wien


Leseproben aus DUM 62:

VAHUNZT ODA NET
(C. Timidus)

Da Strasser Peppi und da Berger Rudl gengan in a Ausstöllung, wäu in da heitign Zeit muaß ma a Freind da Kunst sei. Außadem san beide Beaumte in an Ministerium und so a bissl Kunstvaständnis kummt bei deh Vuagesetztn imma guat au, ah wegn da Patei und so.

Stengan vua ahn Büdl, "Sonne am Himmel", a blaue Fläche gsprenklt mit gaggerlgöbe Tupfa und in da Mittn a rota Kras. Seh schaun. Deh Luft im Ausstöllungsraum is stickich, beide vakneifn seh des Gähnan.

Sogt da Strasser Peppi zum Berger Rudl: "Heast siechst do net a Tuttl in da Mittn von dem rotn Kras?"
"Wos?", sogt da Berger
"Na do schau, mit ahn schwoazen Fühzstift is a Tuttl in Kras einezeichnt!" Da Strasser deit mitm Zeigefinga auf de Rundung mit ahn Spitz untn.

Stianrunzelnd geht da Berger näha zuwe zum Büdl und schaut.
...


OMAS HIMMEL
(Christine Teichmann)

Wann du in Himmel von meiner Oma kommen willst,
dann musst g'schnäuzt und kampelt sein
und dir vor'm Essen die Händ' g'waschen ham.

Wann du in Himmel von meiner Oma kommen willst,
musst Krautfleckerln ess'n
ohne den Fotz zu verziagn.

Wö in Himmel von der Oma
san scho de ganz'n Negakinder,
die froh waratn, wann's sowas Guats ham.

Wann du in Himmel von meiner Oma kommen willst,
und a Nega bist,
musst schon als Kind g'storben sein,
sonst musst draußn bleim
mit die Tschuschn und Zigeina
und dera anderen Baggage.

Wö im Himmel von der Oma
wartn's schon auf'n Opa,
der no a paar Jahrln im Fegefeuer hockt,
wegen der Mitzi, dera Schlampn.
...


DA WIENER
(Josefa Mayer-Proidl)

waun wos vahunzt is, do muaß da wiener grantln und raunzn, richtig raunzn. er budlt sie über ois auf, üba de politiker zum beispü, üban schasaugadn buagamasta und dass kann richtign zeitvatreib mehr gibt in dera wienerstodt. sei paradies is imma gestan oda morgn.

ma glaubt jo net, wos er glaubt, wos er für a mensch is, der wiener. maunchmol is er goschat und red groß a waun nix dahintersteckt und bered an jedn schmorrn. hin und wieda is er a a klana strizzi. waun er den aundan bedakln kaun, tuat ers. oba, daun tuats erhm e klei wieda lad.

hin und wieder liagt er, a waun er mit sich sölba red. maunchmol da wüll er sie sölba net und scho gor net de aundern. wos de zaumredn, de türkn, die ungarn, de tschechn und de piefke. a bisl a halawachl is er a der wiener.
...


RAN AN'N SARCH UN MITJEWEENT!
(Herbert F. Witzel)

Ick heiße Vera und bin ne Kreuzberger Schnapsdrossel und Kneipennutte jewesen so lange wie ick denken kann.
Irjendwann war ick zur Entgiftung im Urbankrankenhaus und da war ja Pflicht, ne Außengruppe zu besuchen. Un diese Gruppe, ja, weeß ick nich, die war so wat von vaschrien, da war so ne Neugier in mir. Un det ick ne Gruppe in der Nähe find', wo ick wohne und die ick erreichen kann, det war ooch noch wichtig. Ja, so bin ick hier jelandet. Und wie ick hier empfangen wurde, det lass ick lieber, wa?
Damals war noch Blubberhotte hier, der Straßenfeger vonne Berliner Stadtreinigung. Un ick hatte ja damals noch keene Prothese, also ick war einbeinig hier und hatte irgendwie uff Mitleid jehofft und Vaständnis. Und der Empfang war schon so, det ick mir damals een Loch jewünscht hätte, in wat ick varsinken kann. Aber keene Ahnung, obwohl ick mir jefürchtet hab, Angst hatte, weeß ick nich, ick bin denn so nem Gefühl, Quatsch, nem Instinkt folgend praktisch jeden Dienstag abend um sieben hier uffjeschlagen. Un wurde halt imma anjemacht, weil ick keene Prothese hatte. Hab ick jar nich verstanden damals. Ick war ja wejen mein' Alkoholproblem hier und nich wejen meina Amputation. Det hab ick später erst begriffen, det det ja mit dazujehört, wa, zweibeinig mit beeden Beenen im Leben zu stehen.
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JACKIE RENNT
(Susanne Weigersdorfer)

"Halten S' ihn!"

Da schreit jemand durch die Gasse, richtig verzweifelt. Die zwei, drei Leut, die unterwegs sind bleiben stehen und schauen. Ober mir macht jemand ein Fenster auf. Ich komm gerade vom Einkaufen, an jeder Hand ein Sackerl, ein schweres. Hinter mir rauscht der Gürtel, auf den die Gasse rausgeht, die eine ruhige Gasse wär, wenn der Gürtel nicht wär.

"Halten S' den ..."

Von einer Frau kommt das. Da hinten am Eck steht sie und fuchtelt. Ich denk gleich an einen Dieb, den ich aufhalten soll, einen Handtascherldieb. Ich frag mich, was mich das angehen soll und mach es wie die anderen, bleib stehen und schau mir das Ganze erst einmal an.

"... Hund auf!"

Dann seh ich den kleinen Hund, der wie ein durchgedrehter Bartwisch auf mich zufetzt, auf mich oder auf die Autos hinter mir, und der sicher nicht weiß, dass man bei Rot nicht über die Straße darf. Und dann erkenn ich ihn auch. Eigentlich erkenn ich sie zuerst. An der Stimme, weil sie schon wieder schreit. Obwohl ich sie noch nie schreien gehört hab, die Frau Bettina, die mir immer die Haare schneidet in ihrem kleinen Salon in der Kaiserstraße. Die Frau Bettina mit ihrem dummen Hundsviech, dem Jackie, der immer unterm Wagerl mit dem Friseurwerkzeug liegt und mich die ganze Zeit anknurrt. Wenn sie nicht so gut schneiden könnt, ich tät nie wieder hingehen. Allein wegen dem Viech.
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