DUM - Das Ultimative Magazin hat 2006 in DUM 40 einen Text von Nino Mandl abdrucken dürfen - höchste Zeit, den "Nino aus Wien" mehr als fünf Jahre später endlich zum Interview zu bitten.
DUM: Natalie Ofenböck und Du, Ihr habt einander im Mai drei Mal vor Publikum "Schnitzler" vorgelesen. Wie kam es zu dem Projekt "Fräulein Gustl"? Wie seid Ihr auf Arthur Schnitzler gekommen? Habt Ihr da "nur" Originalliteratur gelesen oder war da was von Euch dabei?
Es war Stefan Sterzingers Idee, anläßlich des Schnitzler Jahres etwas in die Richtung zu unternehmen. Er meinte, die Natalie und ich sollen den Schnitzler lesen und drei Musiker (Raphael Sas, Lukas Lauermann und eben Stefan Sterzinger) sollen die Lesung mit Musik untermalen.
Wir haben uns das Buch ein bisschen angeschaut und dachten, es wäre eine natürliche und uns nahe Herangehensweise, wenn wir uns schöne Sätze aus den beiden inneren Monologen "Fräulein Else" und "Leutnant Gustl" heraussuchen, um diese in Dialogform darzubieten. Es hat sehr viel Spass gemacht, das Buch zu zerlegen, auf einzelne uns logisch vorkommende Sätze. Es ist nichts von uns dabei, kein einziges Wort. Es war eine Arbeit ausschließlich mit Fremdmaterial. Wir werden das Ganze übrigens nochmal aufführen.
DUM: Wie sehr bist Du mit Mundart vertraut? Ich denke da an die wunderschöne Nummer "Du Oasch", wo es unter anderem ums "Gnack brechn" geht ...
Der Wiener Dialekt ist meine erste Fremdsprache. Ich spreche nicht wirklich den Dialekt, wie er zB in "Du Oasch" vorkommt. Aber ich interessiere mich für diese Sprache, auf jeden Fall. Es sind bisher nur wenige "Der Nino aus Wien" Lieder in dieser Mundart gesungen worden. Hin und wieder überkommts mich, dann will ich eben in Mundart schreiben. So wie auch hin und wieder in englischer Sprache. Ich glaube, das mache ich vor allem, weil es mir Spass macht, ab und zu. Die meisten Mundartlieder werden aber nicht veröffentlicht, auch bei "Du Oasch" war ich lange am Überlegen, ob ich es denn wirklich veröffentlichen soll. Es ist ein sehr untypisches "Der Nino aus Wien" Lied. Meine eigentliche Sprache bisher ist die Hochdeutsche Sprache.
DUM: Was für Bücher liest "Der Nino aus Wien"?
Ich lese nicht sehr viel. Ich höre auch fast keine Musik. Ich hab so eher intensivere Phasen, etwa einmal im Jahr, wo ich in einer Woche viel aufsauge, viel Musik oder ein Buch. Aber das legt sich dann schnell wieder. Bestimmt kann man sagen, dass Bücher wie "Finnegans Wake" und "Stephen der Held" von James Joyce, "Kompletter Nonsense" von Edward Lear und "Alice im Wunderland" von Lewis Carroll mein Bewusstsein dauerhaft verändert haben. Als Dank dafür, lese ich hin und wieder gerne ein paar Zeilen aus diesen Büchern.
DUM: Spielt in Deinen künftigen Plänen Literatur eine Rolle? Wenn ja, was hast Du so geplant?
In meinen allerersten Plänen spielte nur die Literatur eine Rolle. Ich wollte Bücher schreiben, bevor ich je ein Lied geschrieben habe. Das hat sich schon recht stark verändert, weil ich im Liederschreiben einen Weg gefunden habe, die Sprache so zu nutzen wie sie mir am Vertrautesten ist. Im Rythmus und in der Melodie zu schreiben passt mir ganz gut. Ich habe trotzdem einige Lesungen in nächster Zeit, Lesungen mit eigenen Texten, die keine Lieder sind. Ich versuche das ein bisschen, aber es ist etwas ganz anderes. Ich komme mir eigentlich ziemlich blöd vor, einen Text von mir vorzulesen, bis jetzt.
Vielleicht legt sich das, vielleicht macht es mir irgendwann eine Freude. Aber bis jetzt eigentlich nicht. Mir fehlt die Gitarre, und die Musik. Nur immer um die Freude geht es mir ohnehin nicht, ich mach gerne auch Sachen die mir eigentlich nicht liegen oder auf die Nerven gehen, weil wenn so eine Lesung dann vorbei ist, sagt man eh "Es war halb so wild". Da muss man halt auch reinkommen, in diese Lesungsgeschichten! Sachen schreibe ich aber schon und es besteht die Möglichkeit, dass bald so etwas wie ein kleines Buch herauskommen könnte.
DUM: Woher nimmt der Nino aus Wien seine Inspiration? Was ist der "Quell des Schaffens"?
Der Quell des Schaffens ist ganz eindeutig das Schaffen. Ich mach mir eigentlich nie Gedanken darüber, wo ich Ideen herbekommen könnte oder wie ich mich am besten inspirieren könnte. Vielleicht sollt ich das! Aber eigentlich ist es eher so, dass wenn ich den Drang verspüre, was zu machen, dann mache ich es. Den Drang verspüre ich zurzeit ziemlich oft, dafür war er letzten Winter drei Monate nicht vorhanden. Auftragsarbeiten mach ich aber auch ganz gern, da ist dann nicht so ein großer Drang oder gar Zwang dahinter, sondern eher Überlegung. In jedem Fall entsteht fast alles in der Nacht, also zwischen 23 Uhr und 8 Uhr Früh, das ist meine Zeit.
DUM: Wie gehst Du mit Vergleichen in der Art von "neuer André Heller" oder "neuer Wolfgang Ambros" um? Ist das nervig oder ehrt es Dich?
Ich interessiere mich schon für die Musikgeschichte, auch die österreichische. Und ich kenne die Lieder von Heller und Ambros. Wenn man das aber mit "Der Nino aus Wien" vergleicht, hat man, denke ich, einiges falsch verstanden. Die Musik von Andre Heller zB hat ganz bestimmt nichts mit der Musik von uns zu tun. Hör dir mal die Arrangements der Heller Lieder im Vergleich mit unseren an! Und auch die Texte sind meilenweit voneinander entfernt. Ich schätze seine Art mit Sprache umzugehen sehr, aber sie hat mit meiner Sprache nicht viel zu tun. Einzig eine leicht verschlafene Art zu singen, mit einem Wiener Akzent unterlegt, könnte teilweise eine Gemeinsamkeit darstellen. Aber für einen ernsthaften Vergleich wäre das meiner Meinung nach zu wenig. "Neuer Wolfgang Ambros" könnte ich auch in keinem Fall unterschreiben. Der Ambros war ein ganz hervorragender Sänger und Interpret, ein Mensch, der zum Singen geboren wurde!
DUM: Wie gehst Du mit Kritik um? Zum Bespiel damit, dass Karl Fluch vom Standard nach Lobeshymnen auf zwei Alben plötzlich sehr kritisch über Dein letztes Album geschrieben hat?
Ich finde das immer sehr lustig zu lesen, diese ganzen Albumkritiken. Es geht mir nicht sehr nahe, denn ich weiss dass es niemals um irgendein einzelnes Album gehen wird. Es mag sein, dass ich hin und wieder mal ein schlechtes Album rausbringen werde, oder ein Projekt unternehme, das nicht so aufgeht. Aber darum geht es doch nicht. Jede Tätigkeit bringt einen irgendwie weiter, auch wenn es misslungene Geschichten sind. Wenn ich lese oder höre, dass dieses oder jenes gut oder schlecht ist, kann ich damit eigentlich nicht viel anfangen. Mir ist es wichtig, dass ich dranbleibe, an was auch immer, und weiterkomme.
DUM: Bist Du Dir bewusst, dass Deine Musik und vermutlich auch Du selbst sehr polarisierend sind? Sprich entweder man findet Dich super und genial oder man findet Dich schrecklich und peinlich - so ein Mittelding gibt es zum Nino aus Wien eher nicht ... Wie siehst Du das?
Der Sir Tralala hat mir vor 4 Jahren gesagt: "Das ist toll, was du da machst, und je mehr Leute es kennen werden, desto mehr werden es hassen." Ja, das ist lustig, ich finde das sehr gut, wenn es Leute gibt, die sich noch über Musik aufregen können, das hält das Ganze ein bisschen lebendig! Wir sind mit vollem Herzblut bei der Sache, ich denke, dass "Der Nino aus Wien" ein Projekt ist, das voll mit positiver und negativer Energie aufgeladen ist, und dadurch auch leicht positive oder negative Gefühle auslösen kann. Ich kann es natürlich niemandem verübeln, wenn er die Musik nicht mag, oder mich nicht mag. Solche Leute gehen einem wenigstens nicht auf die Nerven.
Mit denen, die es nicht mögen, hab ich jedenfalls noch keine schlechten Erfahrungen gemacht, die zeigen sich ja nicht so sehr! Die, die es mögen, sind, glaube ich, großteils sehr angenehme und nette Menschen, aber es gibt anscheinend auch ein paar, die das Ganze ein bisschen zu ernst nehmen und mir auf die Nerven gehen.
DUM: Du bist ein großer Liebhaber des Balkans. Kannst Du Dir vorstellen, musikalisch mal in diese Richtung zu arbeiten?
Also die Vorstellung, dass "Der Nino aus Wien" eine richtige Balkan-Platte aufnimmt, kann ich mir einfach nicht vorstellen. Ich könnt mir aber vorstellen, dass ein Einfluss aus derartigen Musiken und Kulturen teilweise seinen Weg in die Musik finden könnte. Aber nicht nur vom Balkan! Ich denke, dass viele Nino aus Wien Lieder auch zB von englischer Pop-Musik beeinflusst sind. Aber natürlich mag ich die Balkanländer! Wenn ich an den Ohridsee in Mazedonien denke, denk ich immer an einen guten Ort um zu leben und um zu sterben. Ich werde den Ort im August wieder aufsuchen, aber wahrscheinlich noch nicht um zu sterben.
DUM: Was sind Deine nächsten Projekte, worauf dürfen sich Deine Fans freuen?
Es wird ein neues "Der Nino aus Wien" Album im Herbst erscheinen. Was sonst noch so passiert, werden wir sehen.
DU OASCH
(Lyrics)
"du oasch host ma mei freindin ausgsponnt, i vazeih da ned, na
i hob eich beide dawischt, beim chinesn, duat hinta da bar
du oasch, i hobs da scho amoi kloa gsogt, diese bitch gehört mir
heast, wos denkst da eigentlich dabei du bist vaheirat und host an buam
du oasch, de clara is meine, ned deine, und zum zateun is zschod
i waß, du brauchst a dein spass, mit deina oidn konnst nua kuchn bockn
und fernschaun
du oasch, i waß ned mei herz es bricht jetz, de tränan san nah
i werd so guad i konn vasuachn es zum vergessn doch ich vergiss euch
beide nie, euch beide zwei hinta da bar"
"geh oida, i sog da des woa ka absicht, de clara woa hoid schoaf auf mi
i hob ihr jo gsogt "loss mi in friedn du hex", owa sie hot mi glei
augschleckt und auszogn
wos soidn tuan, wos soidn mochn, de clara woa hoid schoaf auf mi
wenn i gwusst hätt, dass da des is herz bricht, hätt i ma an aundern
plotz gsuacht, ois hinta da bar, wost das glei siechst
tuat ma lad mei oida freind, tuat ma lad"
"i brich eam es gnack, i brich eam es gnack, i wü ned in hefn geh weng
eam owa i brich eam es gnack"
"i brich eam es gnack, i brich eam es gnack, i wü ned in hefn geh weng
eam owa i brich eam es gnack"
"i brich eam es gnack, i brich eam es gnack, i wü ned in hefn geh weng
eam owa i brich eam es gnack"
(von der CD "Down in Albern")
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