Wien, Wien, nur du allein, Vienna Calling, ein echter Wiener
geht nicht unter, die schönste Wienerin ist die Blume
aus dem Gemeidebau, im Prater blüh’n wieder die
Rosen – nach Wien kommen angeblich heut’ die
Engerl auf Urlaub und der Herrgott aus Stein wohnt auch
irgendwo, dafür ist nirgendwo die Donau blauer, Wasserkopf
im Osten, Beginn des Balkans – kein Ende der Klischees?
Wien hat nicht nur 23 Bezirke, sondern auch viele Facetten,
das beweist die literarische Auslese der 41. Nummer von
DUM und belegt eindrucksvoll, wie es den eingeborenen WienerInnen
(also mindestens 3 Generationen nach der verbindlich vorgeschriebenen
böhmischen Großmutter), „Zuagrasten“
und anderen in der schönen Stadt im Reflektieren, Schreiben
und Musizieren geht – in einer Stadt, die wie jede
Metropole ihre bezaubernden Seiten und ihr häßliches
Gesicht hat.
Richard Weihs
ist seit 1964 in Wien wohnhaft, seit 2004 auch in NÖ,
und wüßte man nicht, daß er gebürtiger
Oberösterreicher ist, hielte man ihn für den waschechten
Wiener schlechthin. Der grenzgeniale (Slide-)Gitarrist ist
seit 1976 als Autor, Musiker und Schauspieler in der freien
Theaterszene tätig; zahlreiche Preise und Auszeichnungen;
(Solo)Kabarettprogramme, Stücke u.v.a; zuletzt: 2006
Gürtel-Melodie – Ein singuläres Singspiel
in einem Straßenzug.
Buchpublikationen (Auswahl): Wiener Wut - Das Schimpfwörterbuch
(UHUDLA edition 2000); Der Blues-Gustl - Eine Wiener Legende
(Edition Aramo 2001); Wiener Witz – Der Schmähführer (UHUDLA edition
2002); Mariahilf – Das Buch zum Bezirk (UHUDLA edition
2002).
Donaukanäu, Donaukanäu
du rinnst duach d’Stodt so träg und so grau
I wea so schtü, wann i a Wäu
vo da Bruck’n oweschau
Aus: Donaukanal-Walzer
„… eine süchtig machende Nummer im besten
J.J.Cale-Stil, poetisch, dazu das beste Sliding zwischen
Ottakring und Louisiana.“ (Manfred Horak, in: DER
SCHALLPLATTENMANN SAGT)
Stephanie Mold
Geboren 1980 in Wien, liest selber wenig, hat eine miserable
Rechtschreibung, aber ein immenses Mitteilungsbedürfnis.
Sie kam über das Studium der Malerei (Kunstuniversität
Linz) zum Schreiben, da sich die Sprache mit ihrer Klarheit
als brauchbarstes Medium zur Dokumentation ihrer Aktivitäten
entpuppte. In ihrer Arbeit überschneiden sich bildende
Kunst, Literatur und investigativer Journalismus.
Zahlreiche Ausstellungen (oö. Landesgalerie, Galerie
Paradigma etc.) und Bühnenbildmitarbeiten („Hunt“-
Theater im Hausruck, „Rusalka“-Landestheater
Linz).
Publikationen in den Anthologien und laufend im Fleischmagazin,
für das sie auch Illustrationen liefert. Zurzeit lebt
sie in Istanbul.
Das Fräulein G. ist irgendwie putzig. Auch wenn sie
schon über fünfzig ist, sie hat eine unschuldige
Zartheit an sich. Wie sie dasteht, mit den Stiefelchen,
dem Minirock und der zu großen Lederjacke. Als ob
es einmal kalt war und ein Mann ihr die Jacke geborgt, über
die Schultern gehängt und vergessen hätte, sie
wieder zu holen. Sie und die Jacke. Vergessen. So steht
sie oft beim Fenster und schaut hinaus. Als ob sie auf den
Besitzer der zu großen Jacke wartet. Und dann alles
gut werden würde. Selbstvergessen.
(Aus: 17 Jahre ohne Sex. Geschichten aus einem Wiener Stundenhotel,
Hrsg. Bernhard Salomon, edition a 2005)
Peter Rosei
wurde 1946 in Wien geboren, wo er auch heute noch lebt und
arbeitet. Der promovierte Jurist war 1969-71 war als Kunsthändler
tätig, ab 1972 als freiberuflicher Schriftsteller.
Seitdem hat der Autor ein großes, umfangreiches literarisches
Werk vorgelegt: Romane, Erzählungen, Essays, Gedichte,
Theaterstücke und Hörspiele.
Er wurde mit zahlreichen Preisen und Ehrungen ausgezeichnet
u.a. 1997 mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für
Wissenschaft und Kunst. Jüngste Publikation: Wien Metropolis, Roman, Klett-Cotta 2005.
„Lakonisch liefert Peter Rosei seine Befunde ab, wobei
er so etwas wie einen sechsten Sinn entwickelt hat für
,das Törichte, Traurige und Schmerzliche des Lebens;
das Schöne’. (…) Die Arbeit des Schriftstellers
versteht er als eine, die in unbekanntes Territorium hinaustragen
muß, auch wenn es immer wieder ,den Weg ins landläufig
Wirkliche zurückzufinden’ gilt, wie es einmal
in seinen Reiseaufzeichnungen heißt.“
(Erwin
Einzinger)
Immer wieder ist Wien Bezugspunkt des Autors.
"Grundsätzlich, ja grundsätzlich geb' ich ihm recht:
Dummheit regiert die Welt! Dummheit und Niedertracht. Und
ist es eben nicht Niedertracht oder Dummheit, was wir obenauf
finden, dann in jedem Fall das Gewöhnliche, der Durchschnitt,
der Asphalt!"
Aus: Wien Metropolis, Klett-Cotta 2005
Ort: Unabhängiges Literaturhaus NÖ, Steiner Landstraße
3, 3504 Krems / Stein. Tel: 0664 / 4327973