TALSCHLUSS

AUTORIN: OLGA FLOR
REZENSION: WOLFGANG KÜHN
Solche und ähnlich schöne Sätze finden sich in Olga Flors zweiten Roman „Talschluß“. Schweigen gleichbedeutend mit Idylle gleichbedeutend mit Ruhe. Wahrscheinlich ist es nicht so sehr die Handlung des Buches, die –  obwohl neu – sich nicht unbekannt und unerwartet anpirscht, sondern vielmehr der Duktus der Florschen Sprache, die obwohl zumeist verschlüsselt, doch leicht und angenehm zu lesen ist.

Die Katastrophe, auf die sich die Handlung hin zuspitzt, bleibt aus, auch das macht den Roman sympathisch, ohne Höhepunkte bleibt er dennoch nicht, das mindert etwaige Enttäuschungen.

Olga Flors Psychogramm einer vielfach gescheiterten Familie ist eine Vielzahl facettenreicher, farbenfroher Sittengemälde, in denen mit allzu grellen Farben gespart wird. Wir lesen uns durch die knapp hundertsiebzig Seiten wie wir uns durch die Bilder einer Ausstellung sehen, verweilen oft, betrachten, bewegen uns aber dennoch steten Schrittes dem Ausgang zu, weil wir auf das letzte Bild, die letzte Seite gieren.

Olga Flors „Sittengemälde in Worten“ ist eines der meistbeachtetsten Bücher einer jüngeren Autorin (Geburtsjahr 1968), die in diesem Jahr veröffentlicht wurden, und das hat durchaus seine Berechtigung!
 
OLGA FLOR, TALSCHLUSS. Roman. Paul Zsolnay Verlag Wien, 2005, ISBN 3-552-05332-8