SOMMERSTARRE

AUTOR: JOCHEN NEUMEYER
REZENSION: KATHRIN KUNA
Wenn man so die Inhaltsangabe auf dem Buchrücken liest, könnte man ja annehmen, dass es sich hier um eine interessante Erzählung, vielleicht sogar um eine intelligente Charakterstudie handelt. Leider stellt sich nach den ersten Seiten aber heraus, dass wiederum eine kleine gut gemeinte Geschichte vorliegt, die vor Allerweltsweisheiten strotzt, die abermals frustrierte Mitdreißiger imVollrausch oder / und bekifft - was als melancholischer Akt zelebriert, als einRevival der guten alten Unizeiten getarnt wird - von sich geben.

Zitat: "... Ist es meine Aufgabe im Leben, immer auf irgendjemanden oder etwas zu warten? Ich glaube man sucht sich seine Aufgaben; es ist kein Zufall, wenn man immer wieder in die gleiche Situation kommt. Vielleicht so lange, bis man was dabei lernt?"

Man könnte fast meinen, dass sich Jochen Neumeyer und Xaver Bayer an einem Nachmittag zum Kaffee getroffen haben, bevor sie ihre aktuellen Romane verfasst haben ... Warum man diesen Roman aber dennoch zu Ende liest: Vielleicht ist es die Belanglosigkeit, die relativ schwammig beschriebenen Charaktere, die es ausmachen, dass man Parallelen zum eigenen Bekanntenkreis ziehen kann und somit wissen möchte, wie die Geschichte hier im Buch ausgeht ... Vielleicht ist es die Nüchternheit, mit der zum Teil beschrieben wird, die durchaus etwas sehr Elegantes hat ... Vielleicht ist es die Sommerhitze, die einen diese Sommergeschichte in der bekannten Sommerstarre am Pool nett finden lässt.

Sollte man mal an einem Samstagnachmittag im Herbst nicht außer Haus gehen wollen und dem Sommer noch ein bisschen nachtrauern, dann eignet sich dieser kurze Roman auch ganz gut als Lektüre. Samstagnachmittag ist ja ganz gut geeignet für ein wenig Lakonie.

Jochen Neumeyer, Sommerstarre, 2004, Roman, ISBN 3-518-45600-8