SOMMERNOMADEN

AUTORIN: MARIANNE JUNGMAIER
Rezension von Wolfgang Kühn
Was gibt es Schöneres, als in der warmen Jahreszeit an einem ruhigen Ort zu sitzen und ein Buch zu lesen, das den Sommer schon im Titel trägt? Die 1985 in Linz geborene Autorin Marianne Jungmaier hat uns diesen Sommer einen mit "Sommernomaden" betitelten Erzählband geschenkt, der zehn "Stories" enthält, die uns an die verschiedensten Orte der Welt entführen.

Marianne Jungmaier ist seit ihrem 2015 erschienen Debütroman "Das Tortenprotokoll", der 2016 mit dem George-Saiko Preis ausgezeichnet wurde, zu einer neuen und spannenden Stimme in der österreichischen Literatur geworden. Ihr neues Buch "Sommernomaden" sind keine Reiseberichte im klassischen Sinn, es sind vielmehr Schilderungen von Begegnungen, von Stimmungen, von Gefühlen. Die "Rundreise", wenn man so will, beginnt und endet in Indien, dazwischen dockt die Autorin wie zufällig in Venedig, Belgrad, Berlin, London, Island, Brasilien, Schottland und Nevada an.

Zufällig am Nebentisch

Die erzählten Geschichten fließen unaufgeregt an uns vorüber, wir fühlen uns als unbeteiligte Zuhörer und Zuseher gleichermaßen, die zufällig am Nebentisch sitzen. Selbst in den Geschichten, in denen "viel" passiert, wie etwa ein Unfall mit einem Scooter-Roller, wird auf effekthaschendes Ausschlachten des Geschehenen verzichtet, die Geschichte geht ganz einfach mit dem "Vorher" weiter. Und das alles in einer Sprache, die uns träumerisch und leichtfüßig mit auf die Reise nimmt.

"Reisen" und Schreiben" scheint zu den wichtigsten Dingen im Leben der Filmwissenschaftlerin und Journalistin zu gehören, die - wenn nicht gerade auf Reisen - in Oberösterreich und Berlin lebt.Dieser Sommer wird irgendwann zu Ende gehen, die "Sommernomaden" bleiben.

Was gibt es Schöneres, als in der kalten Jahreszeit an einem ruhigen Ort zu sitzen und in einem Buch zu lesen, das an den Sommer erinnert?

MARIANNE JUNGMAIER. SOMMERNOMADEN. Kremayr & Scheriau. 2016. ISBN 978-3-218-01046-7