Ich bin verheiratet und als Ehefrau habe ich mir Theodor Muchs neues Buch gekauft. Ich habe noch keine Satire bewusst gelesen und jetzt, auf der linken Bettseite liegend, an einem frühen Sonntagabend im Herbst, ist es an der Zeit damit zu beginnen. Sonst lesen mein Mann und ich Krimis. Ich lese sie nach ihm.
Die ersten Geschichten scheinen trügerisch hinsichtlich der nächsten. Reihe ich sie doch vorsichtig mal unter „Aha“. Mein Mann ist immer noch im Badezimmer beschäftigt, noch genau 12 Minuten. Wir sind lange genug verheiratet sodass uns ein wenn auch nur leicht von der Routine abgeändertes Verhalten erstens auffällt und zweitens kleiden wir jenes Erstaunen in die dafür vorgesehenen Worte.
Dieses Buch könnte mir gut tun, denke ich. Der Text ist leicht zu lesen und ich erfreue mich ein wenig an Theodor Muchs gekonnten, weil sehr präzise und kurzweiligen Beschreibungen der einen oder anderen Umgebung, des einen oder anderen Teiles.
Dann kommt die mittlere Geschichte, so sage ich spontan dazu, und da blicke ich doch so hin und wieder mal zum immer dunkler werdenden Fenster hinaus und einmal lächle ich etwas müde über eine zu sehr vorhersehbare Art Witz auf Seite 118.
Mein Mann kommt. Wenn jetzt ein unplanmäßiges Verhalten stattfinden würde, ich könnte sofort eingreifen.
Ich lese weiter die Beschreibung des Paradieses und ich fahre auch mit in die Hölle und wieder retour. Nicht uninteressant und auch jene schale Erinnerung an vergangenes müdes Lächeln verschwimmt ein wenig.
Ich lese die Geschichten also in der Reihenfolge ihres Auftretens und zum Ende hin weiß ich warum:
Zunehmend scheinen sie mir sich steigender, spitzfindiger, angriffslustiger. Ich bin mir momentan nicht sicher uneinstudiertes Verhalten meines Mannes in der Sekunde des Aufkeimens ersticken oder meinte ich erkennen zu können.
Schön ist für jemanden wie mich, die sich in der Büroarbeit für einen wohltätigen, gemeinnützigen Verein völlig aufgibt oder meinte ich jemand die sich dessen annimmt, natürlich das Glossar!
Der Text ist mit einem fundamentalen Wissen über ebendieses geschrieben und so lerne ich an jenem friedlich frühen Sonntagherbstabend etwas über den Rest der Welt und ich bemerke es zwar nicht gerne, aber ich beginne mich zu interessieren für ebendiesen kleinen Rest. Denn groß kann er nicht sein.
Weiters ist mir bei den letzten Geschichten tatsächlich entgangen, dass mein Mann heute geschlagene sieben Minuten früher eingeschlafen ist als sonst. Ich bin verwirrt. Verwirrt aber nicht unglücklich über meine erste bewusst wahrgenommene Satire, die irgendwo da draußen zu existieren scheint. So etwas Seltsames kann nämlich nicht erfunden werden.
Wenn man Theodor Much auch nur ein bisschen kennt, hat man schon erkannt, dass dieser Mann viel weiß und zuhören ist gut und lesen ist es angeblich auch.
Fazit: Ich habe tatsächlich eine Satire gelesen.
Fazit: Nach anfänglichen Schwierigkeiten gleitender und bei manchen Geschichten unterdrücke ich sofort, ich meine unterstütze ich sofort den mir fremd gewesenen zärtlich aufwachenden Satiregefallen.
THEODOR MUCH, NOAH & CO UND ANDERE GESCHICHTEN, Edition Va bene, 2006, ISBN 3-85167-186-4