NICHTS ALS GESPENSTER

AUTORIN: JUDITH HERMANN
REZENSION: KATHRIN KUNA
Die junge Autorin aus Berlin machte sich 1998 mit ihrem Erzählband "Sommerhaus, später" einen Namen in der deutschen Literaturszene. Sogar Marcel Reich-Ranicki war begeistert von ihr: "Wir haben eine neue Autorin bekommen, eine hervorragende Autorin. Ihr Erfolg wird groß sein."

"Nichts als Gespenster" ist der zweite Erzählband, in dem uns Judith Hermann einmal mehr mitreißt in Städte und Länder, die - auch wenn man noch nicht selbst dort gewesen ist - die Stimmung der Erzählungen perfekt widerzuspiegeln scheinen. So erzählt eine Geschichte von einer schwer definierbaren Freundschaft in Karlsbad, eine andere von natürlichen Liebeszweifeln in Island (Keflavík). Nie wird auch nur einer der Protagonisten verurteilt für seine Gefühle oder Taten.

Die Geschichten gleichen einander. Alle handeln von zwischenmenschlichen Beziehungen, die nicht leicht zu definieren sind, ohne dabei künstlich "verkompliziert" zu werden. Dieses Buch ist ein Plädoyer für die Liebe in ihren verschiedensten Facetten. Es mag sich kitschig anhören, so ist es aber nicht. Judith Hermanns Erzählungen verzaubern und beflügeln trotz der Melancholie und des Fernwehs, die sie hervorrufen mögen. Man kann es schwer beschreiben. Man muss es gelesen haben!

Judith Hermann. Nichts als Gespenster.
S. Fischer, Frankfurt/Main 2003, ISBN 3-89940-124-3