IMMER IST IRGENDWAS

Autor: ANDREAS NASTL
REZENSION: Wolfgang Kühn
Wo er recht hat, hat er recht, der Nastl: "Immer ist irgendwas"! Jetzt hat er nach dem Roman "Wie kommt Kuhscheiße aufs Dach", den Gedichtbänden "wia ma da schnowe gwoxn is" und "eigfleischte wegetaria und aundare meakwüadichkeitn" sowie dem Erzählband "MISS VERSTÄNDNIS und andere ganz, halb oder gar nicht lustige Geschichten" einen weiteren Band mit Erzählungen im Verlag Bibliothek der Provinz veröffentlicht.

Als eingefleischter Langenloiser und Kamptaler, der der Nastl nun einmal ist, sind viele der Geschichten auch in dieser Region angesiedelt. Für Ortsansässige bzw. Ortskundige haben diese Erzählungen, wie wohl (namentlich) leicht entfremdet, einen Mehrwert, vermag man doch viele der handelnden Personen leicht zu identifizieren. Für "Nicht-Eingeweihte" bleibt immer noch die Freude an netten bis skurrilen Anekdoten.

Rabiatperle

Insgesamt vierzig Geschichten beinhaltet der Band "Immer ist irgendwas", in nicht wenigen davon spielt der Wein, das Kamptaler Lebenselixier, zumindest eine Nebenrolle, wie etwa im Text "Rabiatperle", der von der außergewöhnlichen Wirkung eines Dopplers erzählt, quasi ein Dopplereffekt der besonderen Art. Fast logisch, dass es zwei Geschichten später just in einer Kellergasse zur "Auferstehung" kommt.

Andreas Nastl, der auch als Kabarettist und Karikaturist umtriebig ist, erzählt unter anderem über die Mühen des Künstlerdaseins. In "Hartes Brot" erinnert er sich in drei Episoden an die "Weine(h)rliches"-Zeit, als er in den 1990-er Jahren mit den Kamptaler Künstlerkollegen Reiner Tiefenbacher und Johnny Diwald durchs Land tingelte.

Babyelefanten-Blues

Doch Nastl schwelgt nicht nur in der "guten, alten Zeit", auch der leidvollen Corona-Gegenwart wird (im "Babyelefanten-Blues") ein Denkmal gesetzt, wobei das Klopapier-Horten ja auch schon fast wieder "gute, alte Zeit" ist. Ebenfalls hochaktuell die Geschichte "Sag' Allah!", in der der Langenloiser Autor höchst humorvoll die sprachlichen Probleme beschreibt, mit denen Migranten im Alltag, wie etwa beim Einkaufen, konfrontiert sind. Über seine eigenen leidvollen Erfahrungen beim Kauf einer Boxer-Short erzählt er in "Über Autos und Unterhosen" ...

Einen Besuch beim aktuellen Bundespräsidenten - "(K)ein Staatsempfang" - dürfen wir ebenso hautnah miterleben wie ein "Winter-Schauermärchen" im tiefen Waldviertel. Bei "Weinsinnig" lässt Nastl gereimte Lyrik aufblitzen, in "Das Ungeheuer vom Loistal" wird er zum Sagenerzähler - insgesamt ein bunter und abwechslungsreicher Mix aus dem ergiebigen Schaffen des Langenloiser Autors.

ANDREAS NASTL. IMMER IST IRGENDWAS. Bibliothek der Provinz. 2022. ISBN 978-3-99126-051-6