DAS LEBEN IST EIN HUND

AUTOR: HARALD DARER
REZENSION: Markus Köhle
Erzählte Thomas Bernhard seinem treusten Gefährten eine aktualisierte Softversion von Reinhard. P. Grubers legendärem Rabiatroman "Aus dem Leben Hödlmosers", käme vermutlich Ähnliches dabei heraus, wie Harald Darer mit seinem Debüt "Wer mit Hunden schläft" gelungen ist. Das heißt: Wiederholungen, Drastik, Humor und Österreich auf der Anklagebank. Das klingt zwar vertraut, ist aber trotzdem erfreulich anders.

Darer hat ein Gespür für Wortzusammensetzungen: da fliegen die Augenkannen, da kommt es zur Sauschädelschmaus-Zerdenkung, da wird das Deppenmagnetschema erläutert.

Sprichwörter aus Mutters Mund hingegen stoßen dem Helden immer wieder auf und Melodien bringen ihn gar gänzlich aus der Fassung. Ja, es geht um Vergangenheits- und Gegenwartsbewältigung, die Zukunft ist ohnehin nicht rosig. Der traurige Held wächst als lediges Kind einer Dienstmagd auf einem entlegenen steirischen Bauernhof auf und wird dann in ein Heim in Wien abgeschoben, weil sein Argument zur Mutterverteidigung gegenüber dem regimentführenden Bauern zu schlagkräftig war.

Praterwiesengeilheit

Die Kinderheimungerechtigkeiten werden durch Rosemaries Musikvereinszärtlichkeiten und ihre Praterwiesengeilheit wett gemacht. Der Held kriegt aber nur kurz einen Fuß ins Leben, es folgt eine Karriere als Straßenbahner, ein Unglück und die Arbeitslosigkeit. Das alles erzählt der Herr Norbert seinem Hund Kreisky und seine Überlebensstrategie umreißt er wie folgt: "Die Gemeinheit ist die einzige Möglichkeit um zu überleben. Je hinterfotziger die Gemeinheiten sind, die du dir ausdenkst, umso weiter kommst du im Leben, Kreisky, wirklich wahr." (S. 178)

Harald Darer hat sich eine gute Geschichte ausgedacht, hat sie aber vor allem sprachlich konsequent und erzählhaltungstechnisch raffiniert umgesetzt. Das ist in Summe starke, ganz und gar nicht zimperliche Prosa.

HARALD DARER. WER MIT HUNDEN SCHLÄFT. Picus Verlag. 2013. ISBN 978-3-85452-693-3