HEINZ UND SEIN HERRL
AUTORIN: EVA WOSKA-NIMMERVOLL
REZENSION: Wolfgang Kühn
"Irgendwer isst immer Kraut in einem Haus in Wien."
Eine lapidare Feststellung. Doch sehr zutreffend für Wien und seinen Gemeindebau. Dort, wo der Debütroman "Heinz und sein Herrl", der 1969 in Mödling geborenen Autorin Eva Woska-Nimmervoll seinen Ausgang nimmt. Der schrullig-paranoide Ich-Erzähler, der im Roman nicht namentlich genannt wird, und sein Hund Heinz fristen ein eher tristes Dasein in einem dieser Soziotope in Floridsdorf. Die einzige Aufregung im bescheidenen Alltag sind gelegentliche Reibereien mit den Nachbarn, unvermeidlich im Mikrokosmos Gemeindebau. Bei einer dieser Streitigkeiten wird der Hund Heinz vom hundehassenden Nachbarn Heinz mit dem Fuß getreten, der Ich-Erzähler setzt sich beschützend mit einem Besenstiel zur Wehr, der Nachbar stürzt und verletzt sich. Ein paar Tage später stirbt er im Krankenhaus an einem Herzinfarkt. Der Hundebesitzer fühlt sich für den Tod verantwortlich, mehr noch, als eine anonyme Anzeige bei der Polizei eingeht, die behauptet, alles gesehen zu haben. Und noch mehr, als er plötzlich Emails von einem Erpresser erhält.
Der Ich-Erzähler verliebt sich in die rätselhafte Irene, eine junge Frau mit Frida Kahlo Augenbrauen, die seinen Gefühlshaushalt mehr als durcheinander bringt und die er anfangs hinter den Erpressermails vermutet. Gemeinsam mit ihr, seiner Ex-Freundin Sigrid, die ihn als Quasi-Anwältin berät, und dem Alt-Hippie Hans, der seine Emails abruft und beantwortet, kann er schließlich das Rätsel lösen. Trotz dieser (spannenden) Handlung ist "Heinz und sein Herrl" aber keineswegs ein Kriminalroman, eher eine höchst amüsante Erwachsenenausgabe von "5 Freunde", durchsetzt mit Wiener Lokalkolorit und Wiener Schmäh.
Schon lange keine Autorin gelesen, die mit dermaßen viel Humor zurande gegangen ist, die knapp zweihundert Seiten lesen sich wie im Flug, unterbrochen nur von zahlreichen Heiterkeitsanfällen. Der neurotische Ich-Erzähler, von dem haben wir nämlich alle ein bissl was in uns.
EVA WOSKA-NIMMERVOLL. HEINZ UND SEIN HERRL. Roman. Verlag Kremayr & Scheriau. 2019. ISBN 978-3-218-01155-6
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