DIE FRAU IM ATELIER
Autorin: ELKE STEINER
REZENSION: Wolfgang Kühn
Wie immer ist die Freude groß, wenn wir über Buchveröffentlichungen von Autorinnen und Autoren erfahren, die wir davor schon in DUM abdrucken durften. Aktuelles Beispiel - Elke Steiner, die im Herbst 2021 ihren zweiten Roman vorgelegt hat. Nach ihrem 2018-er Debüt "Über das Licht gedreht" ist nun die "Die Frau im Atelier" erschienen, beide Romane in der Edition Keiper.
Protagonist des jüngsten Romans der in Wien und im Burgenland lebenden Autorin ist der aufgrund einer Missbildung seines Ohres, die er geschickt unter einer Mütze verbirgt, völlig isoliert lebende Maler Marius Schindler. Sein einziger Kontakt zur Außenwelt scheint die sich im selben Gebäude befindliche Bar des Russen Wanja zu sein. Die beiden Männer betrinken sich regelmäßig mit Gin und Wodka, gelegentlich beschafft der Russe Marius eine "Cousine", den Rest seines Daseins verbringt Marius in seinem Atelier "Haarbilder" malend, mit mehreren Weckern gegen seine panische Angst vorm Verschlafen ankämpfend.
Die Erste
Eines Tages tritt unerwartet Colette in sein Leben, eine Frau, die wie Marius ein Geheimnis in sich trägt. Nach anfänglicher Ablehnung freunden sich die beiden an, denn Colette gibt Marius das Gefühl, ihn so zu akzeptieren wie er ist. Sie scheint die erste Frau zu sein, die angesichts der Missbildung seines Ohres nicht vor ihm davonläuft.
Schritt für Schritt erfahren wir, was es mit der Obsession für Haarbilder auf sich hat, woher die Angst vorm Verschlafen kommt und wer die geheimnisvolle Adele ist, an die sich Marius durch Colette erinnert fühlt.
Elke Steiner versteht es, eine spannende Geschichte voller dunkler Abgründe zu weben, die Verzweiflung des Protagonisten hautnah mitfühlen zu lassen, aber auch das Aufkeimen von Hoffnung, die er aus der Begegnung mit Colette schöpft.
Ein überaus gelungenes Stück Literatur, das sowohl verschreckt, als auch ermutigt. Alles wird gut, wie die Mutter einst zum sechsjährigen Marius gesagt hat.
ELKE STEINER. DIE FRAU IM ATELIER. Edition Keiper. 2021. ISBN 978-3-903322-39-4
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