Dass am 11. September auch der Anschlag auf das World Trade Center in New York passiert, bringt die Party nur kurz ins Wanken. Jakob war am Vortag noch dort gewesen. Während er nun wieder zurück in Berlin mit Freunden feierte, war es sein bester Freund und Arbeitskollege, und damit bis zum Moment sein größter Konkurrent, der in einem der beiden Türme ums Leben kam. Beide hatten sie einen sehr attraktiven Job in London angeboten bekommen. Wenige Tage nach der Feier und dem Attentat bekommt Jakob die Zusage. Er fährt nach London und organisiert eine Wohnung. Isabelle kommt wenige Wochen später nach. Die geerbten Biedermeier-Möbel von Jakobs Mutter auch. Isabelle und Jakob werden einander in London fremd und fremder. Während Jakob von seinem neuen Arbeitgeber fasziniert ist, fühlt sich Isabelle, die von zuhause aus weiterhin für das Grafikbüro in Berlin arbeitet, zum Nachbarn hingezogen, der Drogendealer ist.
Was nun beginnt ist nicht die klassische Geschichte vom erfolgreichen Yuppie und seiner allein zuhause frustriert vor sich hinvegetierenden und schließlich den Drogen verfallenden Yuppie-Freundin. Was nun beginnt, hat eigentlich mit dem ersten Satz des Romans begonnen. Es war von Anfang an nichts gut. Es war von Anfang an auch nichts schlecht. Es war aber von Anfang an alles unbehaglich.
Katharina Hacker schafft durch den lakonischen Erzählton, nicht romantisch verklärt wie bei Judith Hermann und auch nicht verspielt wie bei Tanja Dückers, eine ganz eigene, ungemütliche Atmosphäre. Ohne erhobenen Zeigefinger und ohne platte Attitüden ihrer Protagonisten gelingt es ihr völlig undramatisch das jämmerliche Scheitern zweier junger Menschen zu beschreiben, die von ihrer inneren Leere aufgefressen werden, während sie scheinbar ihrem Standard und ihrem Alter gemäß alles haben und alles sind.
Es ist kein neuer Berlin-Roman, da die Haupthandlung im Norden Londons spielt, und auch kein neuer Terror-Roman, da der Anschlag praktisch nebenher passiert und auch die Kriegsberichte in den Britischen Zeitungen nur hin und wieder von Jakob und Isabelle erwähnt werden.
Es ist ein Roman, ein wohl überlegtes Wortgerüst, so großartig konstruiert, dass es das Eigentliche wortlos in sich birgt: Die Leere der beiden Protagonisten und die Leere ihrer Generation.
KATHARINA HACKER, DIE HABENICHTSE, Suhrkamp Verlag, 2006, ISBN 3-518-41739-8