AUF DEN SPUREN DER LYRIK

AUTORIN: CLARA FELIS
Rezension von Kathrin Kuna
Die junge Wiener Literaturwissenschaftlerin ist eigentlich keine Wienerin und auch nicht nur Literaturwissenschaftlerin, sondern vielmehr selbst Slammerin und v. a. auch Buchhändlerin. Ein perfektes Beispiel für eine literarische und überhaupt kulturwissenschaftliche Hybridform. Hybride funktionieren gut. So auch dieser kleine Band zum Thema Poetry Slam & Lyrik, die Magisterarbeit von Clara Felis in Buchform, erschienen bei Lektora.

Das Buch ist sehr übersichtlich aufgebaut und bietet sowohl für ahnungslosere wie mich, als auch für Spezialisten (wie ich mir sagen ließ) einen sehr guten Überblick über die Entstehung von Poetry Slam im Allgemeinen, aber v. a. auch der Szene in Österreich und Deutschland. Der Hauptteil der Arbeit besteht daher konsequenterweise auch in der Analyse eines Vergleichs zwischen den USA und der deutschsprachigen Szene.

wort ist sprache ist stimme ist musik

Dass es sich hier nicht nur um eine sorgfältig recherchierte und wissenschaftlich korrekte Abhandlung dreht, sondern um ein durch Liebe und Herzblut getriebenes Projekt, verfasst von einer selbst überaus talentierten, sozial und politisch engagierten Dichterin, zeigt sich bereits ganz am Anfang: Die Danksagung des Buches ist ein Gedicht: "wort ist sprache ist stimme ist musik möchte dank ausdrücken im tanz der buchstaben kann welten erschaffen und dankbarkeit kreieren (...)"

Man liest, wie es in New York im Jahr 1986 begann und dann Mitte der 90er Jahre auch in Deutschland Poetry Slam-Bühnen und Wettbewerbe gab. Niemals liest sich dieser historische Teil trocken. Erklärungen wie, dass es einfach ein zentrales menschliches Bedürfnis sei, Geschichten zu erzählen, lassen einen diesen "Vergleich der US-amerikanischen und der deutschsprachigen Poetry-Slam-Szene" wie auch der Untertitel heißt, fast wie einen Erzählband lesen. Sehr spannend!

CLARA FELIS. AUF DEN SPUREN DER LYRIK BEIM POETRY SLAM. Lectora. 2013. ISBN 978-3-938470-92-3