WARTET NUR, BIS CAPTAIN FLINT KOMMT!

AUTOR: RICHARD SCHUBERTH
REZENSION: ERIKA WURZENRAINER
Ein sich selbst elitär wähnender vierköpfiger Haufen Kunst- und Kulturkonsumpoeten, eine den Schäden der Zeit kulturell und intellektuell angepasste künstlerisch-vergeistigte Gruppe, im Alter querbeetdurch, bereit sich von hochgezüchteten Kunstblüten in Farbe, Form und Duft vereinnehmen zu lassen, hält eine Soiree und brütet über den Zeitgeist im weiteren, den eigenen Geist im engeren Sinn, begleitend untermalt mit Hilfe einer Videoinstallation die plötzlich von einer Nachrichtenmeldung unterbrochen wird, drei psychisch Versehrte wären aus der Anstalt Gersthof entkommen.

Im weiteren Verlauf der recht amüsant anschaulich bereiteten Handlung treffen die drei Musketiere, nennen wir sie Captain Horatio MacDonald Flint, eine einbeinige Frau, Jimmy Fisch, seines Zeichens erster Steuermann und Quartermaster Oscar Wilde, auf diese aufgeblähte sektnippende, Gesichter verziehende, kunstproduzierende und -nacheifernde Gesellschaft zur Vereinnahmung dieses Schifflofts am Rande von Wien.

Kopftheater auf der Couch

Unterhaltsam und sanft auf die Schaufel genommen flottiert man durch Schmerz, Leid, Angst und landet schliesslich bei der Lust, angenehm flankiert von edlen Oscar Wildeschen Bonmonts, der mit heroischer Sicherheit in Überlegung und Wort kontert, sobald er herausgefordert wird, und das ist nicht zu knapp der Fall.

Gar nicht plump und weniger ironisch oder sarkastisch als viel mehr zärtlich und mit spitzen Fingern nimmt R. Schuberth diese verrückte, sich selbst zur Aufgabe berufene Meute kunstgieriger, leicht abgehobener, sich zu einer Art mondäner Entrevue berufen fühlender Mix aus jungen und älteren Konsumproduzenten auf die Schaufel, wippt hin, wippt her und als Leser/in freuts! Das Ende schliesst wieder die Linie als Kreis und was bleibt ist ein todbringendes Ergebnis. Ja, ich war im Theater, im Kopftheater mit einem Buch in der Hand auf der eigenen Couch.

Trotz Klischees nicht polarisierend

Fazit: fürchterlich amüsant, trotz aller gängigen Klischees nicht polarisierend, nichts, das man im Vornhinein ahnen könnte, eine tolle, witzige Geschichte die in einem sorgfältig ausgewähltem Sprach- und Semantikpool badet, vor deren Dramaform man (generell eigentlich) nicht zurückschrecken sollte, zumal sie sich als absolut geniessbar herausstellt.

RICHARD SCHUBERTH, WARTET NUR, BIS CAPTAIN FLINT KOMMT!, Literaturedition Niederösterreich, 2007, ISBN 978-3-901117-88-6